Transformation eines Lagergebäudes im Dreispitz „HEK“ Haus der Elektronischen Künste und „Atelier Mondial“

Adresse:Freilagerplatz 8-10, Dreispitz-Areal in Basel-Münchenstein
Bauherrschaft: Christoph Merian Stiftung
Nutzer: Haus der elektronischen Künste, www.hek.ch, www.ateliermondial.com
 
Architekt und Generalplaner: Rüdisühli Ibach Architekten BSA SIA AG
Bauingenieur: ZPF Ingenieure AG
Holzbauplanung: Husner Holzbau AG
 
Kunst am Bau:
A Band of Floating Mushrooms: Studer / van den Berg 
BILD≠KUNST: Achim Moné / Uta Kopp
 
Publikation: Pionierbauten im Dreispitz: www.merianverlag.ch
Die umgenutzten Lagergebäude im Zollfreilagergebäude bilden auf dem Ruchfeld ein identitätsstiftendes Ensemble am neuen Freilagerplatz. 
 
Entwurfsidee
Drei sehr unterschiedliche Gebäude bilden ein neues Ganzes: 
1. Das Lagergebäude „D“ aus dem Jahr 1925 bildet mit seinem robusten Betonskelett das Rückgrat und nimmt die beiden Hauptnutzungen „HEK“ und „Atelier Mondial“ auf. 
2. Die angebaute hangarartige Lagerhalle „Blechspitz“ wird zur grossen gedeckten Halle geöffnet; als öffentlicher Raum bildet sie das Foyer und bietet sich als temporäre Festhalle im Kunstfreilager an. Darunter kann der Betonkeller als Konzertraum für elektronische Musik genutzt werden.
3. Der kleine dreiecksförmige Bürotrakt bildet mit seinen neuen Autorenateliers das Vis-à-Vis an der offenen Halle und schliesst das Ensemble ab.
Ein verbindendes Rampenbauwerk wird verlängert und mit einer grosszügigen Freitreppe ergänzt; es bildet den Sockel zur gesamten Anlage. Die klassischen Elemente Sockel, Gebäude mit Portikus und ausladenden Rampendächern strahlen robuste Schlichtheit aus.
 
Neue Nutzung in bewährter Grundrisstypologie
Die Orientierung und Erschliessung des ehemaligen Lagergebäudes werden um 90 Grad gedreht: Während die Logistik- und Lagernutzung das Gebäude längsseitig über die Laderampen in Querrichtung bewirtschaftete, werden die neuen Nutzungen von der offenen Halle her in Längsrichtung in die Tiefe entwickelt: Der Eingang befindet sich an der Giebelseite mit einem neuen grosszügigen Treppenhaus. Das Gebäude kann von hier aus in seiner vollen Länge bis an die Rückwand des grossen Ausstellungsraumes erfasst werden. 
Die geschwungene Treppenanlage an der Nahtstelle der beiden Gebäude, erschliesst die öffentlichen Nutzungen von Ober- und Untergeschoss. 
 
Erdgeschoss:
An den mit grossen Verglasungen geöffneten Gebäudeecken befinden sich die öffentlichsten Nutzungen des HEK: An der Südostecke mit Orientierung zum Freilagerplatz und zur gedeckten Halle befindet sich der Empfangs- und Cafeteriabereich. Die dahintergelegene Ausstellungsnutzung kann sich je nach Bespielungskonzept bis in dieses Foyer hinein ausdehnen. An der südwestlichen Ecke befindet sich der Workshopraum. Auch dieser orientiert sich zur offenen Halle. Gleich anschliessend befindet sich der Büroteil des HEK. Beide liegen am begrünten Gleishof.
Der grosse Ausstellungsraum und die Videoprojektionsräume sind ohne Befensterung auf eine rein künstliche und somit vollständig kontrollierbare Beleuchtung ausgelegt und von vielen bespielbaren Wänden eingefasst. Die Deckenfelder zwischen dem Betonskelett nehmen die Akustik, sowie flexible Kabeltrassen und ein Tragsystem für Bühnen- und Ausstellungstechnik auf. Der Raum kann je nach Bespielungsart durch die Medien- und elektronische Kunst vom offenen zusammenhängenden Einraumgefüge bis zur kabinettartigen Kleinraumfolge gegliedert werden. Im nördlichen Gebäudeteil sind die bedienenden Räume Technikwerkstatt und Techniklager angeordnet.
 
Das Untergeschoss befindet sich im Nebengebäude unter der offenen gedeckten Halle. Als massive schallschützende Betonstruktur eignet sich der transformierte Lagerkeller hervorragend als multifunktioneller Konzert- und Eventraum. Dank seiner Erschliessung ist er sowohl integraler Bestandteil des HEK, als auch unabhängiger Eventraum, der von Drittnutzern bespielt werden kann.
 
Auch im Obergeschoss kann das gesamte Gebäude in Längsrichtung in seiner Raumfolge über Ausstellungs- und Projektraum des Atelier Mondial durchschritten werden. Eine Enfilade von über 100m Gesamtlänge lässt den direkten Blick via Verbindung ebenfalls durch das angrenzende Gebäude hindurch leiten. 
Lateral sind den beiden Längsfassaden entlang die 7 Wohnateliers für die internationalen Austauschkünstler angeordnet. Sie stellen einen neuen Typus von Wohnateliers dar: Es ist eine Mélange von Loft und Wohnung; in diesen längsseitig belichteten Studios sind Arbeits- und Wohnbereiche separiert. Während sich die ostseitigen Ateliers auf den Freilagerplatz orientieren, richten sich die westseitigen auf den begrünten Gleishof. In den zentral gelegenen Ausstellungs- und Projekträumen mit Gemeinschaftsküche können sich die internationalen mit den regionalen Künstlern des Nachbargebäudes austauschen und begegnen und gemeinsame Projekte realisieren. 
 
Gebäudestruktur und Morphologie:
Der gesamte Holzständerbau des Obergeschosses wird ersetzt und unter Respektierung des denkmalgeschützten Gebäudeprofils in Holzelementbauweise auf das Betonskelett des Erdgeschosses gestellt. Dieser kräftige Betontisch mit seinen ausladenden Vordachkonsolen wird Innen und Aussen in seiner Tektonik artikuliert: Stützen und Träger bilden mehrfeldrige Rahmen. In Querrichtung werden sie durch Betonrippen zusammengehalten. Die Aussenwände sind als gemauerte Füllungen zwischen die Stützen gestellt. Archetypisch steht die rhythmisierte Gebäudestruktur auf dem monolithischen, nicht unterkellerten Sockel. 
Die offene Stahlkonstruktion der „Blechspitzhalle“ und das einfache Industriegeländer bilden einen filigranen Kontrast zu den beiden umklammernden muralen Gebäudeteilen und den Verbindungsrampen. Das Ensemble hebt sich ab von den hohen umliegenden Gebäuden mit ihren vorherrschenden Materialien Glas, Chromstahl und Sichtbeton und hat in seiner mineralischen Materialität und Farbgebung in Lasurtechnik, sowie durch seine gedrungene, langgezogene Horizontalität eine ausgeprägte „Bodenhaftung“ am Platz und tritt zusätzlich in einen Dialog mit den weiteren umgenutzen Zollfreilagergebäuden. Das Projekt nimmt eine ruhige Haltung mit Integrationskraft zum Ort ein.
 
Konzept ist, dass das vielfältige Bespielen des robusten Gebäudes mit Kunst und das Beleben mit den Zeichen seiner Bewohner und Benutzer die Architektur vollendet.